Pflegearbeit mit Künstlicher Intelligenz: Chancen erkennen, Risiken gestalten
Digitale Technik und Künstliche Intelligenz (KI) verändern zunehmend die Arbeitswelt - auch in der professionellen Pflege. Systeme zur Entscheidungsunterstützung, zur Überwachung von Vitaldaten oder zur Dokumentation versprechen Entlastung für das Personal und eine bessere Versorgung. Doch was bedeutet der Einsatz solcher Technik für die Arbeitssituation und Gesundheit der Pflegenden?
KI kann dazu beitragen, Arbeitsabläufe zu standardisieren, die Dokumentation zu erleichtern und mehr Zeit für zwischenmenschliche Zuwendung zu schaffen. Beruflich Pflegende berichten, dass sie sich durch den gezielten Einsatz digitaler Technik kompetenter fühlen - insbesondere dann, wenn diese bedarfsgerecht in den Arbeitsalltag eingebettet ist.
Gleichzeitig entstehen neue Belastungsfaktoren: Pflegepersonal berichtet beispielsweise von "Technikstress" und Reizüberflutung durch häufige Fehlalarme der Systeme. Hinzu kommen Unsicherheiten im Umgang mit sensiblen Daten sowie unklare Verantwortlichkeiten, wenn Entscheidungen auf Empfehlungen KI-gestützter Systeme beruhen. Auch die Sorge, an Fachlichkeit oder Autonomie einzubüßen, beschäftigt viele Beschäftigte im Pflegealltag. Ob KI tatsächlich zur Entlastung beiträgt oder neue bzw. zusätzliche Beanspruchung erzeugt, hängt wesentlich davon ab, wie sie eingeführt und in die Praxis integriert wird.
Arbeitsschutz mitdenken - von Anfang an
KI kann die Pflege sinnvoll unterstützen. Damit das gelingt, muss der Arbeitsschutz - und damit Kriterien menschengerechter Arbeitsgestaltung - bei Einführung von KI-Arbeitssystemen in der professionellen Pflege von Anfang an mitgedacht werden. Dies sollte möglichst mit Beteiligung der Beschäftigten und unter Einbeziehung der Perspektive der betroffenen Pflegenden erfolgen. Aus Sicht des Arbeitsschutzes sind drei Handlungsfelder zentral:
Organisation: klare "Digitalstrategie", Beteiligung der Beschäftigten, lernförderliche Kultur
Arbeitsplatz: Integration technikbedingter Risiken in die Gefährdungsbeurteilung, Zugänglichkeit und Qualifikationsanforderungen berücksichtigen
Team und Individuum: gezielte Schulungen, praxisnahe Unterstützung im Arbeitsalltag, Räume für Reflexion und Feedback
baua: Aktuell - Ausgabe 2/2025Ob KI den Arbeitsdruck verringert oder erhöht, hängt davon ab, wie sie in den Pflegealltag integriert wird. Arbeitsorganisatorische Risiken sollten frühzeitig erkannt und mit technischen sowie betrieblichen Maßnahmen verringert werden. baua: Aktuell 2/2025, S. 8.
Ethische Fragen beachten
Der Einsatz von KI in der Pflege berührt auch ethische Grundfragen: Wie wird die Würde der Pflegebedürftigen geschützt, wenn Roboter in intime Lebensbereiche vordringen? Wer trifft Entscheidungen, wenn Systeme Empfehlungen geben? Die BAuA plädiert für eine Technikgestaltung, die Prinzipien wie Autonomie, Gerechtigkeit, Fürsorge und Schadensvermeidung ernst nimmt - und dabei die Perspektiven sowohl der Pflegenden als auch der Patientinnen und Patienten aktiv einbezieht.
KI kann die Pflege sinnvoll unterstützen – wenn sie technisch, organisatorisch und ethisch gut eingebettet ist. Arbeitsschutzakteure sollten diesen Wandel aktiv begleiten, um gesundheitsförderliche und menschengerechte Arbeitsbedingungen in der Pflege auch im digitalen Zeitalter zu sichern.
Publikationen
Menschengerechte Gestaltung Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen - Impulse aus zwei Werkstattgesprächen
baua: Bericht kompakt
2025
Der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) kann Arbeitssysteme grundlegend verändern. Dieser Beitrag beleuchtet relevante rechtliche Rahmenbedingungen und zeigt - exemplarisch für das Gesundheitswesen - Herausforderungen für die Sicherheit und Gesundheit der Erwerbstätigen auf. Aufbauend auf einer …
Der gesamte Artikel kann von der Internetseite des Journals "Arbeitsmedizin, Sozialmedizin, Umweltmedizin", Volume 60, Nr. 1, S. 21-25 heruntergeladen werden: "Auswirkungen von KI auf die Arbeit in der Pflege" (ggfs. kostenpflichtig).