Arbeitsorganisation
Diesen Inhalt als PDF herunterladen
Begriffsdefinition
Die "Arbeitsorganisation" umfasst die Gestaltung der Arbeitsabläufe und der Arbeitsverteilung im Unternehmen. Diese sind so zu organisieren, dass Beschäftigte in ihrer Arbeit angemessen gefordert und gefördert werden, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten einbringen und weiterentwickeln können sowie ihre Arbeitsaufgaben in der dafür vorgesehenen Zeit und der erwarteten Qualität mit einem angemessenen Aufwand erledigen können.
Angelehnt an die DIN EN ISO 6385 und die DIN EN ISO 10075-2 ist zur Umsetzung dieser Ziele die Arbeit so zu organisieren, dass:
- angemessene Zeiträume für die Erledigung von Arbeitsaufgaben eingeräumt werden,
- sich Beschäftigte fokussiert einer Arbeitsaufgabe zuwenden können,
- Beschäftigten Autonomie gewährt wird in Bezug auf das Arbeitstempo,
- Beschäftigte bei zu treffenden Entscheidungen, insbesondere bei sehr komplexen und schwierigen Arbeitsaufgaben, die dafür notwendigen Ressourcen ( beispielsweise Zeit, Qualifikation) erhalten,
- Möglichkeiten für soziale Interaktion sichergestellt werden.
Die Gestaltung einer guten bzw. ergonomischen Arbeitsorganisation ist grundsätzlich an diesen fünf Kriterien auszurichten. Relevante Ansatzpunkte der Gestaltung sind u. a. die Organisation der Arbeitsabläufe, einschließlich der Kommunikations- und Kooperationserfordernisse und -möglichkeiten (siehe weiter unten in diesem Kapitel) und die Arbeitszeit (für weitere Erläuterungen zur Arbeitszeit siehe Kapitel 10).
Relevanz und Verbreitung
Ergebnisse aus dem Stressreport 2019 (BAUA, 2020) erlauben Aussagen darüber, in welchem Maße verschiedene Aspekte der Arbeitsorganisation unter den abhängig Beschäftigten in Deutschland verbreitet sind. In der folgenden Tabelle 9.2-1 ist jeweils dargestellt, bei wie vielen Prozent der Beschäftigten einzelne Aspekte der Arbeitsorganisation "häufig" auftreten: So gilt für 60 % dieser Beschäftigten, dass sie häufig verschiedenartige Arbeiten gleichzeitig betreuen müssen, wobei dies besonders für den Wirtschaftszweig Erziehung und Unterricht gilt. Starken Termin- oder Leistungsdruck berichtet knapp die Hälfte aller Befragten (48 % Prozent), insbesondere diejenigen im Dienstleistungsbereich. 46 % Prozent der Beschäftigten geben an, bei der Arbeit häufig unterbrochen oder gestört zu werden. Geringer ist der Anteil derer, die häufig sehr schnell arbeiten müssen: Dies trifft auf 34 % der Befragten zu, wobei dies für Beschäftigte im Gastgewerbe in stärkerem Maße gilt.
Tab. 9.2-1 Aspekte der Arbeitsorganisation, differenziert nach Branchen (% der Beschäftigten, die angeben, dass dieser Aspekt "häufig" auftritt; BAuA, 2020)Wirtschaftszweige1 | verschiedenartige
Arbeiten gleichzeitig betreuen | starker Termin- oder
Leistungsdruck | bei der Arbeit gestört,
unterbrochen | sehr schnell
arbeiten müssen |
---|
Verarbeitendes Gewerbe | 56 | 49 | 46 | 34 |
Energieversorgung | 66 | 44 | 47 | 25 |
Wasserversorgung; Abwasser-, Abfallentsorgung/ Beseitigung von Umweltverschmutzungen | 59 | 25 | 33 | *2 |
Baugewerbe | 45 | 48 | 37 | 32 |
Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen | 59 | 44 | 50 | 42 |
Verkehr und Lagerei | 54 | 52 | 34 | 38 |
Gastgewerbe | 69 | 53 | 41 | 62 |
Information und Kommunikation | 64 | 53 | 45 | 29 |
Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen | 61 | 53 | 56 | 33 |
Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen | 68 | 56 | 52 | 30 |
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherungen | 66 | 44 | 54 | 30 |
Erziehung und Unterricht | 74 | 42 | 42 | 20 |
Gesundheit und Sozialwesen | 66 | 52 | 54 | 40 |
Kunst, Unterhaltung und Erholung | 60 | 41 | 37 | * |
Gesamt | 60 | 48 | 46 | 34 |
1 Die Wirtschaftszweige Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, Grundstücks- und Wohnungswesen, private Haushalte, exterritoriale Organisationen und Körperschaften entfallen wegen zu geringer Fallzahlen.
2 Zellen mit * bedeuten, dass aufgrund der geringen Fallzahlen und der Konvention, Daten unter 50 Personen nicht zu berichten, Aussagen nicht möglich sind.